Details zur Schichtplangestaltung

An dieser Stelle sollen die einzelnen Punkte und Hinweise zur Gestaltung von Schichtplänen ein wenig genauer beleuchtet werden.  

1. Nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander

"Mein Körper braucht zwei bis drei Tage, bis er sich an die Nachtarbeit gewöhnt hat. Aber dann werde ich schon wieder herausgerissen, wenn die Phase nach drei Tagen endet, und der Körper muss sich wieder vollständig umstellen." So oder ähnlich berichten viele "Nachtschichtler", wenn sie darauf angesprochen werden, inwieweit sie sich der Nachtschicht anpassen können. Doch dieser subjektive Eindruck trügt. Tatsächlich haben Untersuchungen zur Körpertemperatur herausgefunden, dass eine Anpassung der Körperfunktionen an die Nachtarbeit nicht stattfindet. Auch bei Dauernachtarbeitern kommt es während der fünftägigen Arbeitszeit, wenn überhaupt, nur zu einer Teilanpassung, die aber während der zwei freien Tage wieder verloren geht. Bei Dauernachtarbeitern wird der Körper also gezwungen, sich ständig wieder neu zu orientieren. Will man dies vermeiden, müsste ein Dauernachtarbeiter auch an seinen freien Tagen tagsüber schlafen und nachts aktiv sein. Aus diesem Grunde sollten die Nachtschichtblöcke möglichst kurz sein, sodass eine Anpassung vom Körper erst gar nicht eingeleitet wird. Zudem ist das Schlafdefizit dann noch nicht so groß. Und der Schichtarbeiter erhält mehr Möglichkeiten, am sozialen Leben teilzunehmen.

2. Schnelle Rotation von Früh- und Spätschichten

In einem Schichtblock sollten nicht mehr als drei Frühschichten hintereinander gelegt werden. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass "Frühschichtler" nicht unbedingt eher zu Bett gehen, auch wenn sie morgens schon zeitig aus den Federn müssen. Mit der Zeit häufen sich so die Schlafdefizite an. Auch längere Spätschichtblöcke sind nicht günstig.

3. Frühschichtbeginn nicht zu früh

Die Frühschichten beginnen zumeist um 6.00 Uhr. Das kann aber für den Einzelnen bedeuten, schon gegen 4.30 Uhr aufstehen zu müssen, wenn Morgendusche und Frühstück nicht fehlen sollen und lange Fahrzeit und weite Wege vom Werkstor bis zum Arbeitsplatz hinzukommen. Besonders junge Schichtarbeiter gehen aber nicht unbedingt früher zu Bett. Für viele ist Unausgeschlafenheit am nächsten Tag das kleinere Übel statt auf einen guten Abend mit Freunden zu verzichten. Je früher die Frühschicht daher beginnt, desto kürzer wird in der Regel auch der Nachtschlaf davor und desto höher wird die Müdigkeit in dieser Frühschicht.

4. Keine Massierung von Arbeitszeiten

Nach dem Arbeitszeitgesetz darf die Arbeitszeit pro Tag acht Stunden nicht überschreiten. Zwischen den Schichten sollte eine Ruhepause von mindestens elf Stunden liegen. Je länger gearbeitet wird, desto mehr nehmen die Belastung, die Müdigkeit und damit auch das Unfallrisiko zu.

Auch lange Freizeitblöcke nach langen Arbeitszeitblöcken sind nur auf den ersten Blick verlockend. Denn gerade dann häufen sich Schlafdefizite mit Müdigkeit und Unkonzentriertheit an. Die Folge: Mehr Zeit aus dem Freizeitblock wird benötigt, um die angehäufte Müdigkeit wieder abzubauen. Gerade für die Schichtarbeit gilt daher, dass eine Ausdehnung der Arbeitszeit über den Acht-Stunden-Tag oder die 48-Stunden Woche hinaus möglichst vermieden werden sollte.

5. Vorwärtswechsel der Schichten

Vorwärtswechsel der Schichten heißt, dass mit der Frühschicht begonnen wird, auf die dann Spät- und Nachtschicht folgt. In Untersuchungen zeigte sich, dass diese Schichtform von den meisten Arbeitnehmern als angenehmer empfunden wurde als die Rückwärtsrotation (Nacht-, Spät- und Frühschicht). Sie konnten sich leichter einem verlängerten Tag anpassen als einem verkürzten, hatten weniger mit Müdigkeit und Schlafstörungen zu kämpfen, weniger Magenprobleme und mehr Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen. Denn die Vorwärtsrotation entspricht eher dem inneren täglichen Rhythmus der Körperfunktionen.

6. Geblockte Wochenendfreizeiten

Die Freizeit am Wochenende ist für Schichtarbeiter besonders wichtig, weil sie oftmals nur dann die Möglichkeit haben, mit Familie und Freunden etwas zu unternehmen. Auch finden viele gesellschaftliche Aktivitäten ausschließlich oder vorrangig am Wochenende statt. Zwei zusammenhängende freie Tage, wobei mindestens ein Tag Samstag oder Sonntag sein sollte, sollten deshalb in den Schichtplan eingebunden sein. Möglich wären beispielsweise Freitag und Samstag, Samstag und Sonntag oder Sonntag und Montag. Freier Tag heißt aber, eine arbeitsfreie Zeit von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Das ist nicht gegeben, wenn zum Beispiel eine Nachtschicht am Samstag um 6.00 Uhr endet und die Frühschicht am Montag um 6.00 Uhr beginnt.

7. Ungünstige Schichtfolgen vermeiden

Bestimmte Schichtfolgen sind für den Arbeitnehmer besonders belastend. Das ist zum Beispiel der schon angesprochene Rückwärtswechsel Nacht-, Spät- und Frühschicht, weil sich der Körper nur sehr schwer diesem Rhythmus anpassen kann. Auch ein einzelner freier Tag nach einem Nachtschichtblock reicht nicht aus, um sich gänzlich zu erholen. Hier sollten mindestens zwei freie Tage eingeplant werden. Unbeliebt sind auch einzelne Arbeitstage, die Freizeitblöcke zerstückeln, wie Frei-, Früh-, Freischicht oder Frei-, Spät-, Freischicht oder Frei-, Nacht-, Freischicht.

8. Länge der Schichten der Arbeitsbelastung anpassen

Die Schichtpläne sollten die Art der Tätigkeit und die Arbeitsschwere berücksichtigen. Dabei ist nicht nur die körperliche Belastung zu berücksichtigen, sondern auch die psychische. Arbeiten, bei denen eine hohe Konzentration verlangt wird und wo das Risiko eines Fehlverhaltens besonders groß ist, sollten nicht über den Acht-Stunden-Tag hinausgehen. Das gilt insbesondere für die Nachtarbeit. Die tägliche Arbeitszeit sollte nur dann verlängert werden, wenn es die Tätigkeit und Arbeitsbelastung ermöglichen und keine weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind.

9. Kurzfristige Schichtsystemänderungen vermeiden

Ein einmal aufgestelltes Schichtsystem sollte nach Möglichkeit lange bestehen bleiben, da sich nach ihm das Leben der Schichtarbeiter und ihrer Familien richtet. Das Schichtsystem sollte eine möglichst verlässliche Größe für den Arbeitnehmer sein. Eine kurzfristige Änderung des Systems bedeutet gleichzeitig auch immer ein Eingriff in die Freizeitgestaltung und das Familienleben des Schichtarbeiters. Schichtpläne sollten vorhersehbar und überschaubar sein.

10. Mindestens ein freier Abend von Montag bis Freitag

Ein freier Abend in der Arbeitswoche ermöglicht es dem Schichtarbeiter in der Spät- und Nachtschichtwoche, einen Abend mit der Familie oder Freunden zu verbringen.

11. Mitarbeiterorientierte Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitszeit

Eine Flexibilisierung der Arbeitszeit ist auch in Schichtbetrieben möglich. So kann eine gleitende Schichtübergabe von 30 Minuten die Möglichkeit bieten, die Kollegen der vorangegangenen Schicht flexibel abzulösen. Schichtbeginn und Schichtende werden variabler gestaltet. Zeitdruck und Stress auf den Arbeitswegen verringern sich dadurch. Auch Gleitzeit mit Absprache oder Wahlarbeitszeit sind weitere Beispiele für Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitszeit im Schichtbetrieb.

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