Schicht- und Nachtarbeit: Leben gegen den RhythmusUnter dem Begriff Schichtarbeit werden jene Arbeitszeitsysteme zusammengefasst, bei denen die Arbeit zu wechselnden Zeiten (Wechselschicht) oder zu konstanter, aber ungewöhnlicher Zeit (Nachtschicht) stattfindet. Damit weicht die Schichtarbeit in tageszeitlicher Hinsicht wesentlich von der Regelarbeitszeit ab. Als Regelarbeitszeit wird im Allgemeinen eine Verteilung der Arbeitszeit in der Zeit zwischen 6 und 17 Uhr gesehen. Dabei geht man von einer Fünf-Tage-Woche mit 35 bis 40 Arbeitsstunden aus. Je nach Anforderungen des Betriebes und den Wünschen der Arbeitnehmer gibt es eine unübersehbare Flut von Schichtsystemen. Grundsätzlich kann man dabei zwischen permanenten und wechselnden Systemen unterscheiden. Permanente Schichtsysteme bedeuten, dass jemand eine bestimmte Schicht für viele Jahre oder für sein ganzes Arbeitsleben übernimmt (zum Beispiel Dauerfrühschicht, Dauerspätschicht, Dauernachtschicht). Die Schichten können auch geteilt sein; sie finden dann aber immer zu konstanten Zeiten statt: bei Schiffswachen zum Beispiel von 0 bis 6 Uhr Wache, 6 bis 12 Uhr Freischicht, 12 bis 18 Uhr Wache, 18 bis 24 Uhr Freischicht. Im Gegensatz zu den USA sind permanente Schichtsysteme in Europa selten. Bei uns stehen die wechselnden Schichten im Vordergrund. Dazu zählt zum Beispiel das traditionelle System: eine Woche Frühschicht, eine Woche Spätschicht, eine Woche Nachtschicht. Generell kann gesagt werden, dass jede Art von Schichtarbeit - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß - mit gesundheitlichen und sozialen Belastungen für die Arbeitnehmer verbunden sein kann. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn die Nacht und das Wochenende einbezogen werden. Auch wenn die Dauernachtschicht in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht verboten ist, hat sie doch solch gravierende Nachteile auf die Gesundheit und das soziale Leben, dass sie aus arbeitswissenschaftlicher Sicht abzulehnen ist. Die wesentliche Aufgabe der Schichtplangestaltung ist es daher, Arbeitzeitmodelle zu entwickeln, die eine gewünschte Betriebszeit ermöglichen, gleichzeitig aber auch den Gesundheitsschutz und die individuellen Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigen. Wenn Schichtarbeit krank machtUnser Lebensstil erlaubt es uns zumeist nicht, nach unserem Biorhythmus zu leben. Wir versuchen, Leistungstiefs etwa mit Kaffee zu überwinden, kämpfen nach dem Mittagessen mit Müdigkeit und machen am Wochenende die Nacht zum Tag. Diese kurzfristigen Umstellungen kann der Körper noch gut bewältigen. Die Schichtarbeit mit Nachtschicht dagegen führt zu einer so massiven Verschiebung der Lebensweise, dass es zu erheblichen Schwierigkeiten kommen kann. Die Körperfunktionen sind in der Nacht nicht auf Leistung und am Tag nicht auf Schlaf geschaltet. Der Organismus versucht, sich diesem ungewöhnlichen Zeitablauf anzupassen. Dies geschieht jedoch nur bedingt, denn mit jedem freien Tag, mit jedem Urlaub wird er in den "normalen" Tagesablauf zurückgeworfen. Auch kann sich der Nachtarbeiter nicht aus der Zeitstruktur seiner Umwelt lösen. Alle Zeitgeber sind gegen seinen Rhythmus gerichtet: Er weiß immer, wie spät es ist, er bemerkt Temperatur und Hell-Dunkel-Wechsel, ihm ist bewusst, dass die Nacht als Ruhezeit vorgesehen ist, und er bemerkt, dass seine Umwelt dann schläft und ruht, wenn er arbeitet. Da er sich der normalen Zeitstruktur nicht anpassen kann, kommt es zu gesundheitlichen Beschwerden und, wenn sie über einen längeren Zeitraum auftreten, auch zu Erkrankungen. Schichtarbeit kann besonders dann zum Risikofaktor für die Gesundheit werden, wenn noch weitere persönliche Probleme zu Hause oder am Arbeitsplatz hinzukommen. Die häufigsten Erkrankungen bei Schichtarbeitern
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